Ab 1985: Audi auf Erfolgskurs

1985 verliert die mittlerweile 16-jährige Tochter des Konzerns ihren Doppelnamen. NSU verschwindet wie Auto Union aus dem neuen Firmennamen. Zur Traditionspflege wird die NSU GmbH gegründet. Die „Audi NSU Auto Union AG“ wird zur „AUDI AG“ umbenannt, der Firmensitz nach Ingolstadt verlegt.

Das Leitbild ändert sich nicht: Die „Audianer“ wollen „Vorsprung durch Technik“. Dieser Leitsatz spiegelt sich auch in den spektakulären Werbeaktionen des Autobauers wider: 1986 stellt die AUDI AG die Leistung des „quattro“-Antriebs im finnischen Kaipola auf einer Skischanze mit über 80 Prozent Steigung unter Beweis. Rallye-Profi Harald Demuth fährt mit dem Audi 100 CS quattro mühelos die 78 Meter lange Schanze hinauf. Die Ausstrahlung des Werbespots sorgt für viel Gesprächsstoff und lässt den Kreis der „quattro“- Fans sprunghaft ansteigen.

2005 wiederholt die AUDI AG das Spektakel zum 25. Geburtstag des quattro-Antriebs – mit einem Audi A6 aus Neckarsulm.

Der „quattro-Antrieb“ ist nicht die einzige Errungenschaft, mit der die AUDI AG von sich reden macht: In Neckarsulm wird 1985 beim Audi 100 serienmäßig die voll verzinkte Karosserie eingeführt. Ein Jahr später wird das Werk an die Fernwärmeversorgung des Stromkraftwerks in Heilbronn angeschlossen. Seither kann die Wärme, die bei der Stromerzeugung als Nebenprodukt auftritt, auch als Energiequelle genutzt werden. Im selben Jahr wird in Neckarsulm für insgesamt 45,9 Millionen Mark das Abgas- und Akustikzentrum der Technischen Entwicklung fertig gestellt.

1987 produziert Audi als technischer und umweltbewusster Vorreiter serienmäßig nur noch abgasgereinigte Benzinmotoren. Den Eintritt ins Premium-Segment schafft der Audi-Konzern 1988 mit dem Bau des Audi V8 in Neckarsulm. Als erster Automobilbauer in der Geschichte gibt die AUDI AG eine 10-Jahres-Garantie gegen Durchrosten. Ein Jahr später kommt der in Neckarsulm entwickelte Turbodiesel mit Direkteinspritzung und dem zum Synonym für sparsame Diesel gewordenen Namen TDI auf den Markt.

Zudem ist das Werk Neckarsulm seit 1988 auch „Pate“ und Zulieferer für die Produktion von Fahrzeugen im chinesischen Changchun. Im selben Jahr investiert Audi Neckarsulm mehr als 25,2 Millionen Mark in ein neues Bildungszentrum. Im Jahr darauf folgt die Modernisierung der Lackiererei, 1990 der Bau eines Karosserielagers für 17,7 Millionen Mark.

Die Neckarsulmer beweisen aber auch, dass Automobilbau mit hohem Umweltbewusstsein vereinbar ist. So wird der Standort 1992 zum ersten CKW-freien Automobilwerk in Deutschland. Seit 1993 führt die AUDI AG in Neckarsulm regelmäßige Umweltgespräche mit Medien, Kommunen und Interessenverbänden durch.

1994 gelingt der AUDI AG Neckarsulm mit dem neuen Audi A8 erneut ein Quantensprung: Audi baut das erste Serienmodell der Oberklasse mit Vollaluminiumkarosserie und Allradantrieb. Im Jahr zuvor hat die AUDI AG auf der IAA in Frankfurt mit dem von Neckarsulmer Ingenieuren entwickelten „Audi Space Frame“ Aufsehen und Anerkennung in der Branche ausgelöst. Das „ASF“ ermöglicht eine Reduzierung des Karosseriegewichts von bis zu 40 Prozent gegenüber einer herkömmlichen Stahlkarosserie.

Das führt zu verbesserten Fahrleistungen und effizientem Benzinverbrauch. Die AUDI AG bleibt führend in der Aluminium- und Leichbautechnologie und bündelt diese Fähigkeiten für den gesamten VW Konzern in einem Kompetenzzentrum in Neckarsulm.

1995 fällt der Startschuss für ein beispielhaftes Kooperations-Projekt zwischen Unternehmen, Kommunen und dem Land Baden-Württemberg: Audi Neckarsulm, die angrenzenden Kommunen und das Land Baden-Württemberg führen erste Gespräche über die Errichtung eines Gewerbe- und Industrieparks (GiF) am nördlichen Ende des Werkes. Der damit verbundene „Gleisanschluss Nord“ schließt das Werk und das „GiF“ an das Schienennetz der Deutschen Bahn an. Das sind ideale Voraussetzungen für umweltfreundlichen Transport und die Entlastung des Straßenverkehrs.

1996 erhält das Werk vom Baden-Württembergischen Landesumweltminister den „Umweltpreis für Unternehmen“. Der erste Bauabschnitt des „GiF“ wird 1996 eingeweiht. Zwei weitere Ausbaustufen folgen. Die unmittelbare Nähe zum Werk fördert eine enge Zusammenarbeit zwischen Audi Neckarsulm und seinen Zulieferern. Außerdem können mehrere hundert neue Arbeitsplätze in der Region geschaffen werden. Das unterstreicht die bedeutende Rolle, die der Standort Neckarsulm nach wie vor für die Region einnimmt. Audi Neckarsulm ist Wirtschaftsmotor.

Mit einem umfangreichen Investitionsplan (Gesamtvolumen 1,1 Milliarden Mark von 1993 bis 1996) wird der Grundstein für eine langfristige Mehrmodell-Strategie gelegt. 1996 beweist der Standort Neckarsulm, dass das Werk für den Bau von drei voneinander unabhängigen Modellen gerüstet ist.

In diesem Jahr wird die Produktion des Audi Cabriolets von Ingolstadt nach Neckarsulm verlegt. Und ab 2000 entsteht der A2 in Neckarsulm. Ein Jahr später werden Presswerk und Montage umstrukturiert. Gleichzeitig investiert Audi Neckarsulm in einen neuen Karosseriebau für den A6. Von 1993 bis 2000 fließen knapp 398 Millionen Mark in eine moderne Lackiererei, die den Neckarsulmer Premiumansprüchen gerecht wird. Es ist die bisher größte Einzelprojekt-Investition in der Geschichte des Werkes.

Seit der Fertigstellung eines neuen Bildungszentrums im Jahr 1988 am Standort Neckarsulm wird auch der Aus- und Weiterbildungsbereich kontinuierlich ausgebaut. Der Standort Neckarsulm sieht in der Ausbildung von Nachwuchs- und Fachkräften eine große Verantwortung für die Region. Im Millenniumsjahr wird die Betriebsvereinbarung „Zukunft

Audi“ geschlossen. Dadurch wird die Ausbildungsrate um mehr als 40 Prozent angehoben, insgesamt auf 230 Auszubildende in jedem Ausbildungsjahr. Die Auszubildenden werden nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung von der AUDI AG in ein Arbeitsverhältnis übernommen.

Für das Engagement des Bildungswesens wird Audi Neckarsulm mehrmals ausgezeichnet, unter anderem 2004 mit dem „Initiativpreis Ausbildung“ der IHK Heilbronn. Zur Jahrtausendwende läuft in Neckarsulm der A2 als erstes (bis 2005 gebautes) Aluminiumfahrzeug in Großserie an. 2001 folgt die 3-Liter Variante des A2 1.2 TDI. Für den A2 erhält Audi Neckarsulm zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Unter anderem 2001 den „Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft“. Ein Jahr darauf wird der A2 vom Wuppertaler Institut für Umweltforschung und Beratung zum

„umweltfreundlichsten Modell seiner Klasse“ gekürt.

2000 baut und entwickelt die „quattro GmbH“ ihr erstes eigenes Modell: den RS 4. Die 100-prozentige Tochter der AUDI AG wurde 1983 in Ingolstadt gegründet und ist seit 2000 in Neckarsulm angesiedelt. Die „quattro GmbH“ ist spezialisiert auf die Fertigung hochwertiger Modelle im Premiumsegment und die Individualisierung von Audi-Modellen.

2001 produziert das Werk Neckarsulm zum ersten Mal mehr als 1000 Fahrzeuge am Tag. Zur Jahresmitte hat das Werk den bisher höchsten Personalstand seiner Geschichte mit 14.000 Mitarbeitern.

Am Standort werden drei Modellreihen produziert: Audi A8, A6 und A2.

Eine Produktionssteigerung am Standort Neckarsulm macht neben anderen Investitionen eine neue 62 Millionen-Euro teure Großteilsaugerpresse möglich. Im Südbereich des Werks werden erste bauliche Maßnahmen für einen neuen Unternehmensauftritt unternommen. Bis zur Fertigstellung im Mai 2005 fließen insgesamt 60 Millionen Euro in die vollständige Neugestaltung des Südbereichs mit dem Audi Forum Neckarsulm als Blickfang.

2002 bricht Audi Neckarsulm alle Rekorde: Seit der Produktion des ersten Automobils im Jahr 1906 sind in Neckarsulm insgesamt fünf Millionen Fahrzeuge produziert worden, davon allein mehr als 100.000 Audi A8. Ab 2003 werden in Neckarsulm Audi TT und Lamborghini Gallardo lackiert und das Abgasprüfzentrum erweitert. 2004 feiert Audi Neckarsulm 10-jähriges Bestehen des Aluminium- und

Leichtbau-Zentrums. Ein Jahr später gibt es am Standort Neckarsulm erneut Grund zum Feiern: In dem Jahr, in dem der 5.000.000ste Audi A6/Audi 100 vom Band läuft, bekommt das traditionsreiche Werk seinen eigenen Markenauftritt – das Audi Forum Neckarsulm. Zwar können Audi Kunden schon seit 1987 ihr Fahrzeug direkt im Neckarsulmer Werk abholen, das neue Audi Forum Neckarsulm bietet jedoch noch viel mehr: Es macht Werkgeschichte erlebbar und begeistert die Menschen als Plattform für Kommunikation. Neben Events für externe Partner organisiert das Team des Audi Forums Neckarsulm einzigartige Kulturveranstaltungen mit internationalen Künstlern sowie Wirtschaftsforen.

Innerhalb des ersten Jahres zählt die neue Kommunikations-Plattform des Standortes bereits 150.000 Besucher. Gestern wie heute steht das Werk Neckarsulm für Innovation

und technischen Fortschritt sowie für Fahrzeuge der Premiumklasse, insbesondere für die Spitzenmodelle Audi A6 und A8. 2006 stellt die AUDI AG neue Spitzenleistungen auf: Der Automobilbauer kann erneut mit Rekordergebnissen in den ersten zwei Quartalen glänzen. Auch im Motorsport leitet die AUDI AG mit dem R10 eine neue Ära ein: Als erster und einziger Automobilbauer startet die AUDI AG beim 24-Stunden- Rennen in Le Mans mit einem in Neckarsulm entwickelten Dieselmotor.

Gleichzeitig investiert der Konzern insgesamt 42 Millionen Euro in die erste Stufe eines neuen Motorenprüfzentrums in Neckarsulm. Damit baut der Standort seine Vorreiterrolle als Hochburg der Dieselmotorenentwicklung im gesamten Konzern weiter aus.

Ende September 2006 eröffnet der Autobauer mit der Tochter „quattro GmbH“ ein neues Terrain: Der erste Sportwagen aus dem Hause Audi, der als Modell-Studie „Le Mans“ vorgestellte Audi R8, hat seinen offiziellen Produktionsstart am 30. September 2006 in den Neckarsulmer Werkshallen.

2007 wird mit dem Produktionsstart der Limousine Audi A4 die Drehscheibe zwischen den Werken Ingolstadt und Neckarsulm eingerichtet und im Jahr darauf der neue Audi Werkzeugbau eingeweiht.

Mit dem Erwerb eines 230.000 Quadratmeter großes Geländes im Industriepark Böllinger Höfe in Heilbronn schafft das Werk Neckarsulm 2011 die Voraussetzung für eine weitere flächenmäßige Erweiterung.

2012 wird das Technikum für für faserverstärkte Kunststoffe und das neuen Motorprüfzentrums am Standort eingeweiht. Eine große Ehre erfährt Audi Neckarsulm 2013 mit dem J.D. Power Award als „Bester Produktionsstandort in Europa“.

Nach drei Jahren werden 2014 mit den „Böllinger Höfen“ das neue Logistikzentrum und die neue R8-Ferigung eingeweiht. Auch das Premium-Modell Audi A8 bekommt 2016 ein neues Produktionsgebäude.

2016: Neue Audi A8-Produktionsgebäude

2017: Eröffnung Brennstoffzellen-Kompetenzzentrum

2018: Einweihung eines Technikums zur weiteren Erprobung von Aluminiumwerkstoffen

2019: Aufbau eines MEA-Technikums (funktionale Schichtsysteme) für die Brennstoffzellenentwicklung; Start des standortübergreifenden Umweltprogramms Mission:Zero mit Maßnahmen zur Dekarbonisierung, nachhaltigen Wassernutzung, Ressourceneffizienz und Biodiversität

2020: Produktionsstart des vollelektrischen Audi e-tron GT

2021: Automotive Initiative 2025 (AI25): Aufbau eines Kompetenznetzwerks für den digitalen Wandel in der Fahrzeugproduktion und Logistik; Aufbau eines Kompetenzzentrums für Hochvoltbatterien

2022: Optimierung der Produktion für Elektromobilität: Modernisierung von Bestandsgebäuden, Spatenstich für neue Lackiererei