Motorsport 1919 – 1945

Natürlich beteiligten sich zahlreiche Privatfahrer nach Kriegsende an den nun wieder ausgeschriebenen Sportveranstaltungen. Den ersten sportlichen Nachkriegsruhm für NSU sammelten indes die Automobile. Beim Avus Eröffnungsrennen 1921 siegte ein NSU 8/24 PS in seiner Klasse. Die schon vom Motorradsport her bekannten Fahrer Klöble und Kist erzielten gleichzeitig die zweitbeste Zeit des Tages. Während es sich bei dem von ihnen benutzten Zweisitzer um ein nur geringfügig modifiziertes Serienauto handelte, fuhren die NSU Leute zwei Jahre später ein schwereres Geschütz auf.

1923 kam auf der gleichen Rennstrecke ein aus dem serienmäßigen 5/15 PS abgeleiteter 1,3-Liter-Wagen (1.230 ccm, 50 PS) zum Zuge, dem durch einen Kompressor zusätzlich Leben eingehaucht wurde. Drei solcher Wagen belegten in der Kleinautokategorie Platz 1 bis 3! Der Wagen konnte als kompressorloser Sportzweisitzer mit 30 PS von jedermann

käuflich erworben werden, und die Nachfrage war erstaunlich groß. Übrigens gelang es den Neckarsulmern, den Erfolg im Jahre darauf zu wiederholen. Inzwischen saß man zwischen Neckar und Sulm schon wieder am Reißbrett an einer Neuerung. Zunächst für den Sporteinsatz und erst später auch für die Serie gedacht, entwickelte man einen Sechszylinder, der für Bahnrennen einen Kompressor bekommen sollte und damit 60 PS leistete.

Mit dem Prototyp ging zum überhaupt ersten „Großen Preis von Deutschland für Sportwagen“ 1925 ein später auf Wanderer und Auto Union Sportwagen sehr bekannt gewordener Sportler an den Start: August Momberger.

Er war damals Praktikant bei NSU und gewann das Rennen. Die Sensation war perfekt. NSU hatte die gesamte Elite mit klangvollen Namen wie Mercedes und Bugatti auf die Plätze verwiesen. Im Jahr darauf war erneut ein Vierfachsieg in der 1,5-

Liter-Klasse fällig. Die Fahrer waren Georg Klöble, Josef Müller, Ernst Islinger und Jakob Scholl. Sie erreichten Spitzengeschwindigkeiten von über 175 km/h. Nachdem aus diesem Auto Jahre später ein Serienwagen geworden war, erregte es auch durch eine bemerkenswerte Dauerleistung Aufsehen. Ende 1928 legte es während einer 18 Tage langen, ununterbrochenen Tag- und Nachtfahrt auf dem Nürburgring 20.000 km pannenfrei zurück. Auf der ADAC-Langstreckenfahrt des Jahres 1930 errang das NSU Team mit dem gleichen Wagen die große goldene Medaille. Da die Automobilproduktion eingestellt wurde, ist später von Automobilerfolgen im Motorsport leider keine Rede mehr gewesen. Werkseitig hat sich NSU bei Motorradrennen erst wieder beteiligt, nachdem der Engländer Walter William Moore einen der besten englischen Rennfahrer, Tom Bullus, mit nach Deutschland gebracht hatte. Gleichzeitig war von Moore eine neue 500er-Supersportmaschine entwickelt worden. Am 29. Juni 1930 gewann Bullus damit den Großen Preis für Motorräder auf dem

Nürburgring – der Bann war gebrochen. Von nun an war NSU in dieser Klasse eine Macht, die unschlagbar schien. Bullus gewann nach seinem ersten Triumph mit der gleichen Maschine das Solitude-Rennen, das Eifelrennen, das Bergrennen am Klausenpass, den Großen Bergpreis von Deutschland, das Gaisbergrennen bei Salzburg und den Großen Preis der Nationen in Monza. Er wurde damit zu einem der erfolgreichsten Rennfahrer überhaupt. Auch bei Zuverlässigkeits- und Geländefahrten bewährte sich die entsprechend modifizierte Maschine bestens. Der Königswellenmotor und die durch klug gewählte Schwerpunktsetzung hervorragende Straßenlage machten aus der SS 500 ein Siegesmotorrad, gleichgültig, wo es an den Start ging.

1937 ist die Maschine erstmals grundlegend überarbeitet worden, mit dem Erfolg, dass Heiner Fleischmann auf einer derart hergerichteten 350er NSU, die 36 PS abgab, in diesem Jahr Deutscher Meister seiner Klasse wurde. Im Folgejahr wollte

man den neuen, vom nunmehrigen Chefkonstrukteur Albert Roder geschaffenen – Moore hatte das Werk im gleichen Jahr verlassen – Kompressormotor in der Gespannklasse einsetzen. Das Vorhaben zerschlug sich, weil im gleichen Jahr die Seitenwagenrennen infolge mehrerer schwerer Stürze nicht mehr ausgetragen wurden. Nun machte Roder aus seinem Ansatz eine Kompressor- Twin für die 350er -Klasse. Der 2-OHCMotor brachte auf Anhieb 44 PS!

Der Krieg brachte schließlich jede weitere Entwicklungsarbeit zum Erliegen.

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